Wie die Darmflora das Verhalten Deines Pferdes beeinflusst und was Du tun kannst
Hast Du Dich schon mal gefragt, warum Dein Pferd plötzlich nervös, schreckhaft oder aggressiv reagiert – obwohl sich äußerlich nichts geändert hat? Die Antwort könnte im Inneren Deines Pferdes liegen: genauer gesagt, in seiner Darmflora. Die Darmflora beim Pferd spielt eine entscheidende Rolle für Gesundheit, Verhalten und Leistungsfähigkeit.
In diesem Beitrag erfährst Du, wie eng der Darm und das Gehirn miteinander verknüpft sind, wie eine gestörte Darmfunktion Verhaltensauffälligkeiten auslöst und was Du konkret tun kannst, um eine ausgewogene Darmflora bei Deinem Pferd zu fördern.
Die unterschätzte Rolle des Darms beim Pferd
Wusstest Du, dass etwa 80 % der Immunzellen im Darm sitzen? Auch bei Pferden ist das Verdauungssystem ein zentrales Organ für die Stärkung des Immunsystems, den Stoffwechsel, die Futterverwertung und sogar für die Psyche. Der Darm beeinflusst:
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Die Nährstoffaufnahme (z. B. von B Vitaminen, Aminosäuren, Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E und Vitamin B12)
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Die Produktion von Hormonen und Neurotransmittern
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Die Entgiftung des Körpers
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Die emotionale Ausgeglichenheit
Eine ausbalancierte Darmflora beim Pferd sorgt nicht nur für glänzendes Fell, stabile Haut und gesunde Hufe, sondern wirkt sich direkt auf das Verhalten aus.
Darm und Verhalten – die Darm-Hirn-Achse beim Pferd
Der Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan. In ihm sitzt das sogenannte „Bauchgehirn“, ein Geflecht aus Millionen Nervenzellen. Dieses kommuniziert mit dem Gehirn über die Darm-Hirn-Achse – ein komplexes Signalsystem, das Emotionen, Stressreaktionen und Konzentrationsfähigkeit beeinflusst.
Ist das Mikrobiom, also die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm, gestört, können beim Pferd folgende Symptome auftreten:
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Nervosität oder Gereiztheit
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Konzentrationsprobleme beim Training
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Aggressives Verhalten
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Plötzliche Schreckhaftigkeit
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Apathie oder Antriebslosigkeit
Ursachen einer gestörten Darmflora beim Pferd
Es gibt viele Faktoren, die die gesunde Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen können. Dazu gehören:
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Antibiotikagaben, die nicht nur „schlechte“, sondern auch „gute“ Bakterien zerstören
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Falsche oder einseitige Fütterung (z. B. zu viel Getreide, Melasse oder künstliche Zusatzstoffe)
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Stress durch Transport, Stallwechsel oder Turniere
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Mangel an Rohfaser, wie sie in Heu oder Struktur-Müsli enthalten ist
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Zu wenig Bewegung
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Parasitenbefall
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Schlechte Qualität von Futter oder Wasser
Die Folgen sind nicht nur Verdauungsprobleme wie Kotwasser, Durchfall oder Blähungen, sondern auch psychische Auffälligkeiten.
So kannst Du die Darmflora Deines Pferdes gezielt unterstützen
1. Die richtige Fütterung ist der Schlüssel
Eine darmfreundliche Pferdefütterung beginnt bei der Basis: viel hochwertiges Raufutter, z. B. Heu oder Heulage, bildet die Grundlage. Ergänze die Ration gezielt mit strukturreichem Müsli, das reich an Rohfaser ist. Achte bei der Auswahl auf eine natürliche Zusammensetzung, frei von unnötigen Zusatzstoffen, künstlichen Aromastoffen oder Zucker.
2. Ergänzungsfuttermittel mit Wirkung
Spezielle Ergänzungsfuttermittel können helfen, die Darmflora beim Pferd wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Bewährte Inhaltsstoffe sind:
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Bierhefe: Reich an B Vitaminen, fördert die Verdauung und unterstützt das Nervensystem
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Leinsamen: Schützen die Darmwand und liefern wertvolle Omega 3 Fettsäuren
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Topinambur: Enthält Inulin, ein Präbiotikum, das gesunde Bakterien im Darm füttert
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Johannisbrot: Stabilisiert den pH-Wert im Dünndarm und bindet überschüssige Säure im Magen
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Pfefferminze: Wirkt beruhigend und entkrampfend
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Bentonit: Bindet schädliche Keime und Toxine
Viele Produkte sind als Pulver, Pellets oder flüssige Anwendung erhältlich – je nach Vorliebe Deines Pferdes.
Darmsanierung – so bringst Du die Darmflora wieder ins Gleichgewicht
Wenn die Darmfunktion gestört ist, kann eine gezielte Darmsanierung notwendig sein. Diese Kur dauert meist 4–8 Wochen und sollte aus folgenden Schritten bestehen:
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Entgiftung und Reinigung
Mit Kräutern oder Naturstoffen wie Bentonit oder Flohsamenschalen werden Schadstoffe gebunden und ausgeleitet. -
Aufbau der Darmflora
Jetzt ist der Einsatz von Probiotika und Präbiotika wichtig. Bierhefe, Topinambur, Leinsamen oder Mash mit Darmkräutern fördern das Wachstum nützlicher Keime. -
Stabilisierung des Mikrobioms
Hier unterstützen Omega 3 Fettsäuren, Aminosäuren und B Vitamine dabei, den Darm dauerhaft zu regenerieren.
Eine Darmsanierung ist besonders nach einer Antibiotika-Behandlung, bei chronischem Kotwasser oder Durchfall, oder bei Stressphasen sinnvoll.
Natürliche Kräuter zur Unterstützung der Darmgesundheit
Bestimmte Kräuter eignen sich hervorragend zur Stärkung der Darmflora beim Pferd:
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Pfefferminze – beruhigt den Darm
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Brennnessel – regt den Stoffwechsel an
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Löwenzahn – fördert die Leber- und Darmfunktion
Du kannst sie als Kur geben oder ins Mash mischen. Achte dabei auf die richtige Menge und sprich größere Änderungen in der Fütterung mit Deinem Tierarzt oder Futterberater ab.
Mash – bewährt bei Verdauungsproblemen
Ein warmes Mash, zubereitet mit Leinsamen, Johannisbrot, etwas Melasse und Kräutern, wirkt wahre Wunder bei empfindlichen Pferden. Es entlastet den Magen, beruhigt den Darm und liefert gleichzeitig Energie und wichtige Nährstoffe.
Tipp: Vermeide Produkte mit hohem Zuckeranteil oder künstlichen Aromastoffen – natürliche Varianten sind meist besser verträglich.
Woran Du erkennst, dass Dein Pferd eine Darmunterstützung braucht
Achte auf diese Anzeichen:
Mattes oder struppiges Fell
Ein gesunder Darm sorgt für die optimale Nährstoffaufnahme – darunter auch für B Vitamine und Omega 3 Fettsäuren, die wichtig für ein glänzendes, dichtes Fell sind. Ein stumpfes Erscheinungsbild kann also ein Hinweis auf ein Ungleichgewicht im Darm sein.
Ungewöhnlicher Geruch des Kots
Riecht der Pferdemist deutlich strenger als gewöhnlich oder verändert sich seine Konsistenz auffällig, kann das ein Zeichen für eine gestörte Verdauung und ein Ungleichgewicht der Bakterien im Dickdarm sein.
Appetitlosigkeit
Wenn Dein Pferd sein gewohntes Futter plötzlich verschmäht oder nur zögerlich frisst, kann das an Problemen im Magen-Darm-Bereich liegen – etwa durch ein gestörtes Mikrobiom oder eine unausgewogene Fütterung mit zu viel Getreide oder Zusatzstoffen.
Unruhe im Stall
Pferde mit Darmproblemen zeigen sich oft nervös, unruhig oder sogar aggressiv. Dieses Verhalten kann durch die Darm-Hirn-Verbindung entstehen, wenn das innere Gleichgewicht gestört ist.
Häufiges Gähnen, Zähneknirschen oder Scharren
Solche Verhaltensweisen können auf Unwohlsein oder Krämpfe im Darm oder Magen hinweisen. Oft liegen hier Verdauungsprobleme, Blähungen oder ein falscher pH-Wert im Dünndarm vor.
Leistungseinbrüche
Ein gestörter Stoffwechsel oder eine eingeschränkte Futterverwertung durch eine belastete Darmflora kann dazu führen, dass Deinem Pferd wichtige Energie fehlt – trotz ausreichender Fütterung.
Hautprobleme
Die Haut ist ein Spiegel der inneren Gesundheit. Bei Problemen im Verdauungssystem kommt es häufig zu Ekzemen, Juckreiz oder schuppiger Haut – ausgelöst durch eine gestörte Entgiftung und Mängel bei der Nährstoffaufnahme.
Wenn Du solche Symptome bemerkst, ist es Zeit für eine genaue Betrachtung der Darmflora bei Deinem Pferd.
Fazit: Eine gesunde Darmflora = ein glückliches Pferd
Die Darmflora Deines Pferdes beeinflusst weit mehr als nur die Verdauung. Sie ist ein zentrales Steuerungsorgan für Verhalten, Gesundheit, Futterverwertung und Wohlbefinden. Mit der richtigen Fütterung, gezielten Ergänzungsfuttermitteln, natürlichen Kräutern und regelmäßiger Darmsanierung kannst Du einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung und Stärkung leisten.
Vergiss nie: Ein gesunder Darm ist die Basis für ein leistungsfähiges, ausgeglichenes und glückliches Tier.